Neues Jahr gleich mit Bewegung gestartet

01/2024 - Seit 1976 gibt es die FORUM-Wanderung zum Neujahr, nur gelegentlich unterbrochen von Widrigkeiten wie Corona. Die damit traditionell erste Veranstaltung im FORUM-Jahr startete in 2024 am Grundlosen Moor und führte mit einer Glühweinpause am Forsthaus in Fulde acht Kilometer rund um die Region.

Neben der schönen und besonderen Landschaft des Moores und der Waldregion drumherum lag auf der Strecke der "Wolfsstein am Bleckgehege". Der Überlieferung zufolge soll 1842 ein Wolf in der Gegend von Nienburg, Ahlden und Rethem Schafe gerissen und Schaden verursacht haben. Am 17. September 1843 setzte Förster Ruschenbusch aus Fulde eine Treibjagd an, bei der der Wolf erschossen wurde. Angeblich sei der Wolf von Nase bis Schwanzspitze mehr als 1,50 Meter lang gewesen. Förster Ruschenbusch bekam die Prämie von 50 Talern und der König von Hannover, (E)rnst (A)ugust mit (R)ex für das lateinische "König", stiftete den Stein, der heute noch dort steht.

Nachtrag: Thorsten Neubert-Preine, Archivar der Stadt Walsrode, hat schließlich die komplette Geschichte recherchiert und in der Walsroder Zeitung veröffentlicht. "EAR" hat also doch nichts mit Ernst August Rex zu tun. :-)

 

Walsroder Zeitung vom 19.02.2024: Der Wolfsstein bei Dreikronen. Ein Denkmal erzählt vom Umgang mit Wölfen in alten Zeiten.

Wölfe sind seit etlichen Jahren wieder in größerer Zahl in Deutschland heimisch. Das war lange nicht so. Seit dem Mittelalter wurden Wölfe systematisch gejagt und waren im 19. Jahrhundert in Deutschland nahezu ausgerottet. Da es sich um gefährliche Raubtiere handelt, die Menschen und Nutztieren schweren Schaden zufügen können, galt ihre Tötung früher als nicht nur geboten, sondern auch als ehrenvoll und wurde sogar prämiert. Das war auch der Grund, warum an vielen Orten seit dem 17. Jahrhundert sogenannte Wolfssteine als Denkmäler zur Erinnerung an besondere Vorfälle mit Wölfen aufgestellt wurden. Die meisten dieser Wolfssteine entstanden nach der Tötung eines lange gejagten und häufig (vorerst) letzten Wolfs einer Region.

Ein solcher Gedenkstein liegt auch bei Walsrode, nahe Dreikronen. Er geht auf einen Wolf zurück, der schon 1842 in der Gegend von Nienburg, Neustadt, Ahlden, Wölpe und Rethem sein Unwesen getrieben und zahlreiche Schafe gerissen hatte. Allein zwischen Riethagen (heute Hodenhagen) und Hellberg sollen es 23 Schafe gewesen sein. Dieser häufige Standortwechsel machte die Jagd auf das Tier schwierig. Sein Erscheinen verursachte viel Aufregung in der Bevölkerung, weil es schon lange keine Wolfssichtungen mehr gegeben hatte. Die letzten Wölfe in der Region sollen 1769 bei Schneverdingen und 1780 bei Sottrum gesehen worden sein.

Als sich das selten gewordene Tier in den Bereich der Stadt Walsrode begab, organisierte der Gogreve und „gehende Förster" Ernst August Ruschenbusch (1783-1874) aus Fulde am 17. September 1843 eine Treibjagd bei Dreikronen. Zunächst wurde der Wolf durch den Revierjäger Buck aus Stellichte angeschossen. Nach dem fünften Schuss auf den Wolf durch den Kellerwirt Precht schleppte sich das Tier noch einige Me- ter weiter und verendete am Waldrand. Welcher Schuss letztlich tödlich war, konnte nicht mehr zweifelsfrei festgestellt werden. So bekam der Revierförster Ruschenbusch für seine „mit besonderer Umsicht" geleitete Jagd die Prämie in Höhe von 50 Talern für den Abschuss zugesprochen, obwohl er keinen einzigen Schuss abgegeben haben soll.

 

Walsroder Zeitung vom 20.02.2024: Eine Inschrift mit Tücken.

Die Tötung von Wölfen galt früher als ehrenvoll und wurde sogar prämiert. Das war auch der Grund, warum an vielen Orten seit dem 17. Jahrhundert sogenannte Wolfssteine als Denkmäler zur Erinnerung an besondere Vorfälle mit Wölfen aufgestellt wurden - so auch bei Dreikronen. Im Jahr nach der dortigen Treibjagd, also vor 180 Jahren, wurde in Erinnerung an die letzte denkwürdige und erfolgreiche Wolfsjagd" am Ort des Abschusses beim Bleckgehege ein Gedenkstein aufgestellt, dessen Inschrift später immer wieder falsch interpretiert wurde.

Neben dem Abschussdatum 17. September 1843 sind darauf die Initialen EAR eingraviert, die der Chronist Hans Stuhlmacher (1892-1962) in seinem Buch über den Kreis Fallingbostel von 1935 dem damals amtierenden König Ernst August von Hannover (1771-1851) zuschrieb. Die Abkürzung EAR für „Ernst August Rex" war seinerzeit zwar durchaus gebräuchlich, aber in diesem Fall nicht gemeint. Auf den meisten Wolfssteinen haben sich die Schützen mit ihrem Namen und dem Datum der Erlegung verewigt. So stehen die Initialen auf dem Stein am Bleckgehege für den Förster Ernst August Ruschenbusch, der für die Tötung des Wolfs verantwortlich war.

Ein weiterer Wolfsstein in dieser Region für den Abschuss des vermeintlich „letzten Wolfes in Niedersachsen" am 13. Januar 1872 steht auf dem Truppenübungsplatz im Becklinger Holz zwischen Bergen und Bad Fallingbostel. Auch dieser Wolf hatte zuvor in der Gegend von Dorfmark, Soltau und Ostenholz mehrere Schafe gerissen, was ihm letztlich zum Verhängnis wurde.

Es dauerte dann 76 Jahre, bis in Niedersachsen wieder ein „Problemwolf" auftauchte, der eine grotesk anmutende Hysterie auslöste. Absurd hohe Zahlen von Tierrissen wurden dem sogenannten „Würger vom Lichtenmoor" zugeschrieben, die nach genauerer Untersuchung nicht haltbar waren. Letztlich hatte sich der Jäger Hermann Gaatz aus Eilte die Tötung des Tieres zum Ziel gesetzt, was ihm am 27. August 1948 in der Schotenheide bei Ahlden gelang. Ein umfangreich beschrifteter Wolfsstein erinnert bis heute an diesen Abschuss.

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