Die Wildkatze ist auf ihrem Weg zurück

11/2022 - Die europäische Wildkatze ist keine verwilderte Hauskatze. Sie ist eine eigenständige Art und ein unzähmbares wildes Tier. "Man wird nie mit ihnen schmusen können wie mit Hauskatzen", machte Andrea Krug klar, die als Referentin beim FORUM das besondere Raubtier vorstellte. Als Wildbiologin und zuständige Projektkoordinatorin des „Rettungsnetzes Wildkatze“ ist sie derzeit die renommierteste Expertin für Wildkatzen in Niedersachsen.

Die europäische Wildkatze kommt nachweislich schon seit vielen tausend Jahren in Europas Urwäldern vor. Sie war hier bereits weit verbreitet, bevor die ersten gezähmten Hauskatzen während der Römerzeit von Menschen über die Alpen gebracht wurden. Diese nahen Verwandten stammen von der Falbkatze ab, die noch heute in wilder Form in Nordafrika vorkommt.

Optisch lassen sich Haus- und Wildkatze nicht immer eindeutig unterscheiden. Andrea Krug konnte anhand von Fotos die prägnanten Merkmale der Wildkatze zeigen, die sich allerdings gelegentlich bei Hauskatzen auch finden lassen würden. In manchen Fällen würde schließlich nur ein Gentest Sicherheit geben. Hauskatzen wirken meist zierlicher und haben einen spitz zulaufenden Schwanz. Wildkatzen dagegen haben einen buschigeren Schwanz mit dunklen Ringen und immer ein schwarzes stumpfes Schwanzende. Insgesamt wirkt die grau-braune Fellfarbe bei ihnen verwaschener. Sie sind nicht getigert, haben aber einen dunklen Aalstrich, der über den gesamten Rücken verläuft.

Ohnehin werden Wildkatzen aufgrund ihrer heimlichen Lebensweise nicht häufig gesichtet. Sie meiden Menschen und leben gern in Misch- und Laubwäldern mit viel Unterholz und Verstecken. Als dämmerungs- und nachtaktive Tiere jagen sie hier in erster Linie Mäuse, hin und wieder auch Insekten, Frösche, Eidechsen und Vögel. Vor rund 100 Jahren war sie in Deutschland durch Lebensraumverlust und infolge übermäßiger Bejagung nahezu ausgerottet. Eine ganzjährige Schonzeit und das Verbot von Tellereisen bereits in den 1930iger Jahren retteten sie vor einem kompletten Aussterben.

Sie überlebte zum Beispiel im Harz und Solling. Dort ist der Populationsdruck heute wieder so groß, dass Sie sich ausbreiten kann. Wo Büsche und Bäume Schutz bieten, trauen sie sich aus dem Wald heraus. In ausgeräumte Ackerflächen setzten Sie kaum eine Pfote. Die Wildkatze müssee sich auf ihrem Weg verstecken können, so Andrea Krug, dann wandere Sie auch weiter. Durch eine Netz aus grünen Wanderwegen mit Feldbüschen als Trittsteinen und Grünbrücken über große Verkehrswege soll ein Waldverbund von insgesamt ca. 20.000 km allein in Deutschlang geschaffen werden. Ein ambitioniertes Ziel für viele Jahrzehnte, aber schon mit ersten Erfolgen.

Auf der Ostseite der Weser über den Landkreis Nienburg ist für die Wildkatze ein Weg frei in den Heidekreis. Hier sind durch Screenings 2017 und 2018 bei Rethemer Moor und im Frankenfelder Bruch sowie bei Bispingen und Lopau einzelne Nachweise erfolgt. Im restlichen Heidekreis waren allerdings keine weiteren Nachweise möglich, allerdings konnten auf den Truppenübungsplätzen keine Untersuchungen vorgenommen werden. Die Expertin vermutet, dass auch dort einzelne Wildkatzen vorkommen und sich bis heute insgesamt eine leichte Ausbreitungstendenz fortgesetzt hat.

Hans Scheele, 25.11.2022

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