Mithelfen, die Demokratie zu stärken

02/2024 - Viele Gruppen, Parteien und Institutionen haben sich im Heidekreis an den Demonstrationen gegen die rechtsextremistischen Umtriebe in Deutschland beteiligt. Ein guter Start, und jetzt muss weiter daran gearbeitet werden. Jede Gruppe muss jetzt mit dem eigenen guten Beispiel vorangehen und seinen Beitrag leisten. Das FORUM hat dafür aus den rund 80 Angeboten für 2024 ein Programm aus 17 Veranstaltungen zusammengestellt, mit dem man sich an Diskussion und Information zur Demokratie-Stärkung beteiligen möchte.

 Walsroder Zeitung vom 17.02.2024: FORUM Bomlitz will Demokratie stärken.

Kulturverein mit neuem Schwerpunkt: Um nach den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus auch im Heidekreis das Thema nachhaltig zu besetzen, haben die Verantwortlichen eine eigene Veranstaltungsreihe zusammengestellt.

Als sich am 22. Januar mehr als 2000 Menschen auf dem Bürgerhof in Bad Fallingbostel trafen, um unter dem Motto „Der Heidekreis steht auf für Demokratie und Menschenrechte" ein deutliches Signal gegen rechtsextreme Umtriebe in diesem Land zu setzen, waren sich die Veranstalter und Unterstützer, zu denen zahlreiche gesellschaftliche Gruppierungen gehörten, einig: Die Kundgebung solle nur der Auftakt sein - um die Demokratie zu schützen und zu stützen, bedarf es nachhaltiger Arbeit aller Beteiligten.

Das ist fast einen Monat her, und Torsten Kleiber weiß, dass die nachhaltige „Demokratiearbeit", für die die kreisweite Kundgebung der Ausgangspunkt sein sollte, kaum zu orchestrieren ist. Wie sollte das gemeinsame Dach auch aussehen? Zu unterschiedlich, vor allem aber auch zu zahlreich sind die Beteiligten aus Sport, Kirche und anderen gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen. Kleiber, Vorsitzender des Vereins FORUM Bomlitz, schlussfolgert daraus: „Jede Partei, jeder Verein, jede Schule und jede andere Institution muss sich überlegen, was zu tun ist." Und genau das haben die FORUM-Verantwortlichen für ihren Verein getan. „Wir wollen unseren individuellen Beitrag leisten", sagt der 53-Jährige.

Das FORUM ist ein Kulturverein - und die Verantwortlichen wollen bei ihren Leisten bleiben. „Kultur", sagt Kleiber, „ist die Art, wie wir als Gesellschaft miteinander leben wollen, uns ist das Miteinander wichtig." Politische Arbeit lässt die Satzung des Vereins nicht zu, daran wollen die Verantwortlichen auch nicht rütteln. Aber an anderer Stelle greift die Satzung: „Führungen, Ausstellungen und Vorträge zu ortsgeschichtlichen Themen", steht da etwa als Vereinszweck beschrieben, an anderer Stelle heißt es, dass der Verein „kulturelle und gesellschaftliche Begegnungen" fördern möchte. Auch in der Vergangenheit hat der Verein in diesen Bereichen gewirkt, die Führungen etwa durch die frühere Pulverfabrik EIBIA, dem zwischenzeitlich ein KZ-Außenlager angegliedert war, oder die Vorträge über jüdisches Leben in Walsrode, nennt Vorstandsmitglied Peter Hartwig da als Beispiele. Diese Kulturarbeit bekommt in diesen Zeiten vielleicht eine andere, tragendere Rolle. „Erinnerungskultur gegen den Verlust des Gedächtnisses", formuliert es Kleiber, wir wollen lokalhistorische Themen in große Zusammenhänge bringen."

17 Veranstaltungen will das FORUM vor diesem Hintergrund anbieten, manche gab es auch schon in der Vergangenheit, doch nun möchten die Verantwortlichen zur „Demokratie-Stärkung" einen thematischen Schirm aufspannen. „Wir wollen den Menschen dahingehend Veranstaltungsangebote unterbreiten", so Kleiber. „Gegen, gegen, gegen - das wollen wir nicht", sagt Vorstandsmitglied Uta Paschke-Albeshausen, wir wollen viel lieber etwas Verbindendes schaffen." Und da nimmt jetzt die Arbeit für Demokratie eben ein bisschen mehr Platz im FORUM ein, das pro Jahr mit seinen insgesamt 80 Veranstaltungen zuletzt 6500 Besucher angelockt hat. „Es trägt nicht, gegen etwas zu sein", erklärt Paschke-Albeshausen, deshalb stehen wir für etwas - für kulturelle Vielfalt."

Nicht nur die Themen, auch die Form der Veranstaltungen soll einen Beitrag leisten. „Wir können dazu beitragen, wie die Menschen friedlich miteinander umgehen", sagt Kleiber, und Paschke-Albeshausen ergänzt: „Wir wollen dabei auch eine wertschätzende Debattenkultur hinkriegen, in der man unterschiedliche Auffassungen haben kann, sich aber als Mensch schätzt." Dazu möchte das FORUM mit seinem Veranstaltungsangebot „Gelegenheit und Ort" geben.

Das FORUM begibt sich damit durchaus in eine leicht veränderte Rolle - wenngleich es gar nicht viel anders macht als in den vergangenen Jahren, aber die Zeiten sich gewandelt haben. „Wir haben es jahrelang ertragen, dass die anderen aus ihren Löchern gekommen sind", sagt Kleiber angesichts einer Zunahme an rechtsextremer Gesinnung, die mit Grenzverschiebungen einhergeht, „jetzt kommen wir aus den Löchern, weil wir den Menschen auch zeigen wollen, dass sie nicht alleine sind." Eine Plattform, die jene stärken soll, die für kulturelle Vielfalt und Demokratie stehen: So will das FORUM künftig eben auch wirken. Und das nicht nur im Rahmen dieser 17 Veranstaltungen, sondern im Grunde in der gesamten Vereinsarbeit mit allen rund 80 kulturellen Programmpunkten.

 

Die geplanten Veranstaltungen:

07. März: Ausstellung „frauen-ORTE in Niedersachsen"
10. März: Führung „Lebenswege in Benefeld"
24. März: Revue „Hanna und ihr Weg durch die Weiden"

06. April: Führung durch die Eibia
20. April: Fahrt zur Gedenkstätte Eibia Liebenau

02. Mai: Führung Pulvermühlen Haßmoor
10. Mai: „Sektempfang am Bücherschrank" - Gedenken an Bücherverbrennung 1933
23. Mai: Ausstellung „Würde" zum Geburtstag des Grundgesetzes
26. Mai: Musikalische Lesung „125. Geburtstag von Erich Kästner"

06. Juni: Besuch in Blainville (Frankreich) - Gedenkfeier Landung Normandie
16. Juni: Eine-Welt-Fest an der Bomlitzer Kirche
20. Juni: Führung „Historische Gebäude in Bomlitz"

11. August: Führung durch die Eibia

08. September: Führung "Jüdisches Leben in Walsrode"
21. September: Führung „Eibia-Relikte in Benefeld"
26. September: Lesung „Blitzmädel" - 100. Geburtstag Ursula Löwe

12. November: Führung "Industriegeschichte in Bomlitz"

 

von Jens Reinbold

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