Walsrode ist offiziell frauenORT

11/2023 - Der Landesfrauenrat hat zu Ehren der Malerin Hermine Overbeck-Rohte die Stadt Walsrode zum 49. frauenORT in Niedersachsen ernannt. Die offizielle Übergabe der Urkunde fand in der Bäkschün in Altenboitzen statt, wo Katja Pourshirazi als Leiterin des Overbeck-Museums in Bremen Leben und Werk von Hermine Overbeck-Rohte vorstellte. 

Die Ehrung fand in Altenboitzen statt, weil hier ein Bauernhaus stand, das die Walsroder Malerin als junge Frau gemalt hatte und das später als entwickelte Künstlerin noch einmal tat. Die Arbeitsgruppe aus Overbeck-Museum, Stadt Walsrode, Gleichstellungsbeauftragte, Heidemuseum, Tourismus-Information, GästeführerInnen und FORUM übergab dem Altenboitzener Dörpverein Reproduktionen der beiden Bilder. So konnten die Motive nach langer Zeit wieder "nach Hause" kommen.

 

Walsroder Zeitung vom 27.11.2023: Die Bilder kommen nach Hause. In Altenboitzen ist der „Frauenort Niedersachsen Hermine Overbeck-Rohte“ nun offiziell eingerichtet.

In der Bäkschün in Altenboitzen waren am Freitagabend strahlende Gesichter zu sehen: Dort wurde der 49. „Frauenort Niedersachsen“ für Hermine Overbeck-Rohte offiziell eingerichtet - und ist damit der erste dieser Frauenorte im Heidekreis. Mit dem Projekt werden starke Frauen geehrt, Hinweistafeln weisen in den jeweiligen Orten auf die Frauen und ihr Wirken hin. Gemeinschaftlich stark gemacht für die Ernennung hatten sich im Vorfeld Aktive vom Forum Bomlitz, Stadt Walsrode, Overbeck Museum in Bremen, vom Verein der Gästeführerinnen und -führer und vom Heidemuseum, die sich mit vielen Gästen und dem Dörpsverein Altenboitzen sichtlich über den Erfolg der Aktion freuten.

Walsrodes Bürgermeisterin Helma Spöring begrüßte es sehr, dass die Kulturveranstaltung in Altenboitzen stattfand. Dort hatte die gebürtige Walsroder Malerin Hermine Overbeck-Rohte (1869-1937) als junge Frau ein Altenboitzer Bauernhaus gemalt, das sie später noch ein zweites Mal als Motiv wählte. Glücklicherweise hatte sie auf der Rückseite vermerkt, wo das Bild entstanden war.

„Um Kunst zu verstehen, ist es wichtig, etwas über den Menschen zu erfahren", begann Dr. Katja Pourshirazi, Leiterin des Overbeck-Museums in Bremen, ihren beeindruckenden und kurzweiligen Vortrag. Mit viel Hintergrundwissen nahm sie die Zuhörerinnen und Zuhörer mit in das Leben der gebürtigen Walsroderin, die trotz des Widerstandes ihrer Familie selbstbewusst dafür kämpfte, sich der Malerei widmen zu dürfen. Zuvor schon hatte Hermine Overbeck-Rohte eine gewisse (auch finanzielle) Selbstständigkeit erreicht, indem sie sich zur Krankenschwester ausbilden ließ.

Zunächst nahm Hermine Rohte, die spätere Frau des berühmten Worpsweder Malers Fritz Overbeck, auf eigene Kosten privaten Malunterricht und beschäftigte sich mit Fotografie. 1892 hatte die Malerin für 150 Mark ein erstes Bild verkauft, erst danach an einer „Damenakademie" in München Kunst studiert. „Frauen durften zu der Zeit in Deutschland nicht an staatlichen Hochschulen studieren", erklärte Dr. Pourshirazi. Interessiert gewesen sei die Malerin an besonderen Strukturen, sie habe Farbakzente gesetzt, mit Licht und Schatten gespielt, einen „Hang zum Ungewöhnlichen gehabt" und sei inspiriert gewesen von der Moderne: Helle, klare Farben charakterisieren ihre Bilder, die im Overbeck-Museum in Bremen zu sehen sind. „Hermine hat die Erwartungen gegen den Strich gebürstet und ist auf ihre zurückhaltende Art zielstrebig ihren Weg gegangen", so die Museumsleiterin.

Bemerkenswert ist, dass die Künstlerin die Anerkennung für ihre fachliche Urteilskraft (als Alter Ego „Hermann") und ihre künstlerischen Aktivitäten ausgehandelt hat, und trotz schwerer Schicksalsschläge nie aufhörte zu malen. „Den eigenen Erfolg hat Hermine Overbeck-Rohte nicht mehr erlebt, deshalb bin ich ganz gerührt, dass ihre Bilder hier gewürdigt werden und jetzt, nach Hause kommen", schloss Dr. Pourshirazi ihren Vortrag.

„Frauenorte" zu schaffen, sei ein politisches Anliegen, man wolle Frauengeschichte dadurch sichtbarer machen und die Frauen „lebendig halten", betonte Dr. Barbara Hartung, Vorsitzende des Landesfrauenrats Niedersachsen, während der (wegen eines Staus verspäteten) Übergabe der Frauenort-Urkunde an Bürgermeisterin Helma Spöring. Auch touristisch gesehen sei das Projekt interessant, vor allem aber seien die Frauen Vorbilder gewesen. Geplant sind laut Torsten Kleiber vom Forum Bomlitz drei bis vier Veranstaltungen zum Thema pro Jahr, darunter eine Fahrt nach Bremen, ein Vortrag und Führungen in Walsrode.

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