Unfreiwillig bereits klimafreundlich

05/2021 - Die EIBIA stellte im Zweiten Weltkrieg für die Deutsche Wehrmacht Pulver her. Es wurde für Granaten verwendet, für Bomben, Torpedos oder Patronen. Bei dieser Produktion spielte Arbeitsschutz nur eine begrenzte Rolle, Gewässer- und Umweltschutz im Prinzip gar keine. In der betriebsinternen Logistik war man hingegen in der EIBIA mit Elektrokarren und Dampfdrucklokomotiven schon vor mehr als achtzig Jahren klimafreundlich aufgestellt. Halt nur nicht mit Absicht.

Eine der vielen Elektrokarren, die an den drei Standorten der EIBIA eingesetzt wurden, ist beim FORUM gelagert. Bei einer öffentlichen Besichtigung konnten Interessierte das Gefährt inspizieren. Es wog inklusive Bleibatterie mehr als 1,5 Tonnen, stammt aus dem Jahr 1940 und konnte zwei Tonnen Ladung transportieren. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit lag bei 14 km/h. Der Strom reichte für den Betrieb einer Schicht, die Elektrokarre ging wie heutzutage ein Rasenmähroboter nach getaner Arbeit zurück in eine der Ladestationen. Nach einer Schicht Ladebetrieb war sie dann wieder einsatzbereit. 

Elektromobilität war auch damals bereits nicht mehr neu. Schon im 19. Jahrhundert kannte man verschiedene Bereiche, in denen man Elektrofahrzeuge einsetzte. Dabei waren allerdings andere Gründe wie z.B. die einfache Technik entscheidend und nicht die Klimafreundlichkeit. Wie auch in der EIBIA: Der Einsatz von Verbrennungsmotoren in einem Pulverbetrieb wäre verhängnisvoll gewesen. Schon ein Funken hätte eine Explosion auslösen können. Die batteriebetriebenen Elektrokarren hingegen hatten dieses Problem nicht und konnten so den internen Transport von Rohstoffen, Zwischenprodukten und Fertigwaren zu den Arbeitsstationen und den werksinternen Lagerorten ohne Risiko übernehmen.

Nur die Anlieferungen der Rohstoffe aus dem Reich erfolgte auf dem Reichsbahnnetz über konventionelle Lokomotiven mit Kohlebefeuerung. Die Grenze war allerdings der Werkszaun, danach wurde an Waggons weitergegeben, die fabrikintern von Dampfdrucklokomotiven gezogen wurden. Angetrieben waren diese Lokomotiven mit Dampf, der aus einem Kessel mit ca. 150 Grad Celsius heißem Wasser stammte. Entnahm man Dampf für den Antrieb, war immer noch genug heißes Wasser enthalten, das Dampf nachlieferte. Auch hier gab es keine Funken und keine Explosionsgefahr.

Aus heutiger Sicht war der Betrieb der EIBIA vor achtzig Jahren also fortschrittlich und umweltschonend. Ein unternehmerisches Ziel war dieser Effekt aber auf keinen Fall. Auf die Umwelt nahm man genauso wenig Rücksicht wie auf die Gesundheit der Fremd- und Zwangsarbeitskräfte. Einziges Ziel der EIBIA war die Unterstützung des Kriegs.

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