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Einmal im Jahr wird die Mühle gefeiert
06/2025 - Beim jährlichen Deutschen Mühlentag hat die Cordinger Mühle in Benefeld wieder viel Besuch bekommen. Unter den mehr als 500 Gästen waren diesmal auch die Leute vom Buchdruck-Museum Soltau, vom NABU Heidekreis, der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Heidekreis und Hobbyimker Peter Förster. Die Kleingärtner aus Benefeld und Hobbybäcker Gunnar versorgten die Gäste mit Bratwurst und frischem Butterkuchen. Neu dabei: Magd Elfriede als Kollegin von Knecht Johann.
Walsroder Zeitung vom 10.06.2025: Auf den Spuren von „Unser täglich Brot“.
Zumindest am Montag präsentierte sich das Wetter weitestgehend stabil. Gute Voraussetzungen also für Mühlenfeste - wie jenes an der Cordinger Mühle in Benefeld, das der Bomlitzer Forum-Verein ausrichtete. Der Besucherandrang war enorm; und nicht wenige wollten von Knecht Johann alias Torsten Kleiber mehr erfahren über Funktionsweise und Nutzen der bereits 1408 erstmals urkundlich erwähnten Mühle, die noch bis in die 1950er Jahre hinein in Betrieb war und seit 1998 auch als Standesamt genutzt wird.
Knecht Johann führte ebenso kurzweilig wie fundiert durch die Anlage und brach eine Lanze für das sehr herausfordernde Handwerk von einst. Der Müller, so Kleiber, sei Techniker und Fachmann in einem gewesen. Er habe das giftige Mutterkorn, das heute per Infrarot ausgesiebt werde, durch "scharfes Hinsehen" entdeckt. Er habe einen Hof mit 20 bis 25 Mägden und Knechten geführt. Er sei Unternehmer gewesen und habe sein Handwerk von klein auf gelernt. Und das alles, ohne jemals eine Schule von innen gesehen zu haben.
Getreide, so Knecht Johann, sei früher „die einzige Möglichkeit gewesen, um durch den Winter zu kommen". Entsprechend viele Arbeitsgänge seien nötig gewesen, um eine möglichst gute Qualität des späteren Mehls zu erreichen. Denn in den gelieferten Säcken habe sich längst nicht nur bestes Korn befunden, sondern auch „Opas Jackenknopf und der Hufnagel vom Pferd". Mit Magneten, Sieben und Aspirateuren (zum Ausblasen) sei das Getreide daher vorbehandelt worden. Ein echter Knochenjob, der durch technische Neuerungen wie Sackaufzüge und Förderbänder zumindest ein wenig erleichtert wurde: „Stellen Sie sich einen Riemen vor, an dem im Abstand von 40 Zentimetern Zahnputzbecher angebracht sind, mit denen das Getreide transportiert wird."
Neben der Arbeit in der Mühle gaben die Archäologische Arbeitsgemeinschaft Heidekreis und Vertreter des Soltauer Buchdruckmuseums „Die Bleilaus" auf dem Areal rund um die Mühle Einblick in längst vergangene Zeiten. Im idyllischen Ambiente und bei Kulinarik ließ es sich gut fachsimpeln oder einfach staunen und entdecken.
Der Deutsche Mühlentag hat mittlerweile an Pfingstmontag Tradition. In diesem Jahr waren 650 historische Mühlen samt sie umgebender Vereine und Initiativen dem Aufruf der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung gefolgt. Zu den geöffneten Wind- und Wasser-, Dampf- und Motormühlen gehörten auch die Bothmer Mühle in Gilten und die Sprengeler Mühle bei Neuenkirchen - im Gegensatz zur Munsteraner Wassermühle. Aufgrund eines nicht kurzfristig behebbaren technischen Defekts konnte sie diesmal nicht in Betrieb genommen werden.
Andernorts führte das zum Teil sehr unbeständige Wetter zu ungewollten Planänderungen. So wurde der ökumenische Gottesdienst an Pfingstmontag im Bad Fallingbosteler Megalith-Park kurzerhand in die Kirche verlegt.
Text von Dirk Meyland, Fotos von Lutz Riechardt