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Mit sechs Kindern durch die Nachkriegszeit

03/2025 - Als Lina und Willi 1929 in der Nähe von Hameln heirateten, war noch vieles ungewiss. Schon bald nach der Hochzeit bekamen die beiden ihre erste Tochter, aber die Weltwirtschaftskrise brachte in weite Teile Deutschlands eine hohe Arbeitslosigkeit. Und so hatte auch Willi keinen Job, um seine kleine Familie zu versorgen. 1935 bekam er aber über den Reichsarbeitsdienst Arbeit zugwiesen beim Aufbau der EIBIA in Benefeld. Bei der FORUM-Führung "Lebenswege in Benefeld" besuchten die Interessierten den damaligen Wohnort von Lina und Willi.

Mit dem festen Job kam ein regelmäßiges Einkommen und eine schöne Wohnung in einer Neubausiedlung. Mit dieser Sicherheit blieb ihre Familie nicht lange klein: Bis 1941 folgten weitere drei Kinder. Obwohl er schon 37 Jahre alt war, vier Kinder versorgen musste und das fünfte unterwegs war, wurde Willi dennoch 1943 zur Wehrmacht eingezogen. Wann immer er Papier hatte, schrieb er Lina Feldpostbriefe. Jeden Absatz in jedem Brief begann er mit "meine allerliebste Lina".

Willi wurde am 02.02.1945 in den Kampfhandlungen der vierten Kurland-Schlacht getötet. Die Meldung über seinen Tod erreichte Lina erst nach der Geburt des sechsten Kindes. Der Bürgermeister hatte den Brief mit der schrecklichen Nachricht zurückgehalten, um die hochschwangere Witwe zu schonen.

Als die Region Bomlitz/Benefeld am 16. April 1945 von der britischen Armee befreit wurde, war Lina allein mit ihren sechs Kindern, von denen eines ein Säugling und ein weiteres noch kein Jahr alt war. In einer Zeit mit knapper Versorgung ging sie den Tag über bei einem Bauern in Jarlingen arbeiten, während sich die größeren Kinder um die kleineren kümmerten. Lina blieb bis zu ihrem Tod im Jahr 1979 alleinstehend, aus allen sechs Kindern "wurde etwas".

In der FORUM-Führung "Lebenswege in Benefeld" werden zehn Biographien von Menschen vorgestellt, die wie Lina und Willi einen Teil ihres Lebens in Benefeld verbrachten oder verbringen mussten. Sie alle mussten sich mit den Bedingungen ihrer Zeit arrangieren und das Beste für sich daraus machen. Das sollte bei Leuten aus der heutigen Zeit gelegentlich Bescheidenheit und Dankbarkeit auslösen.

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