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Expedition in das Arno-Schmidt-Universum

01/2023 - Eigentlich geht es in "Zettel's Traum" um Edgar Allan Poe, der für Arno Schmidt zu den wichtigsten Literaten gehörte. Sein Großwerk beschreibt einen einzigen Tag, in dem der Protagonist Daniel Pagenstecher mit dem Ehepaar Jakobi und dessen Tochter über Poe diskutiert. In diese Rahmenhandlung brachte Arno Schmidt so viele weitere Dimensionen, dass "Zettel's Traum" eine literarische Legende wurde. In der Reihe "Arno Schmidt les'n" stellten Wolfgang Brandes und Torsten Kleiber für FORUM und Kulturring Bad Fallingbostel diese Legende den Gästen vor. 

Es ist kein Roman, den man von vorne nach hinten durchliest. Nicht nur sein Format und die neun Kilogramm Gesamtgewicht verhindern, dass man sich "Zettel's Traum" als Urlaubslektüre mit in den Strandkorb nimmt. Sogar der "Meister" selbst gab den Rat, sein Mammutwerk eher kapitel- und auszugsweise zu lesen.

Lässt man sich allerdings nicht abschrecken von den enormen Ausmaßen und der besonderen redaktionellen Aufbereitung, ist "Zettel's Traum" nicht nur eine Schatzkiste, sondern ein eigenes Universum. Sigmund Freud, James Joyce, Karl May und Lewis Carroll  nutzte Schmidt als Vorlagen und Inspiration für eine Weiterentwicklung von Freuds Seelenmodell. In seiner Etym-Theorie verband es Arno Schmidt mit seinem virtuosen Sprachverständnis und gab Generationen von "Schmidtianern" Stoff zum Interpretieren, Forschen, Rätseln und auch Schmunzeln. Denn bei aller inhaltlichen Tiefe zeigte Arno Schmidt seine Klasse auch in seinem Humor und einer fein gewobenen Liebesgeschichte.

Über fünfzig Jahre alt ist Schmidts Hauptwerk mittlerweile. Nach wie vor ist es unerreicht und aus einer anderen literarischen Welt. Wer sich den 1300 DIN-A3-Seiten erst einmal mit einer Übersicht nähern möchte, ist mit dem "Zettel's Traum"-Lesebuch von Herausgeber Bernd Rauschenbach gut versorgt. Und auch mit dem Hörbuch, gelesen von Schauspieler Ulrich Matthes, bekommt man sicherlich einen guten Einstieg. Und wenn man erst einmal eingestiegen ist, wird man wohl so bald nicht wieder aus dem "Schmidt-Universum" aussteigen.

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