Gerard Dekker

Gerard DekkerHerkunft
Ruinen, Niederlande

Geburtsjahr
1921

In der EIBIA
Zwangsarbeiter
11/1942 bis 03/1945
zwangrekrutiert mit seinem Bruder Hendrik
untergebracht im Lager Lohheide

kehrte im März 1945 in seine Heimat zurück

 

 

  

Quelle: Brief aus 2021 von David Otten zur Geschichte seines Großvaters

"Gerard Dekker wurde geboren in dem Dorf Ruinen in der niederländischen Provinz Drenthe. Seine Kinder und seine Familie wussten, dass er zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Hendrik während des Zweiten Weltkriegs Zwangsarbeiter in Deutschland war. Sie wussten allerdings weder genau, in welcher Firma oder in welchem Arbeitlager er eingesetzt wurde, noch, welche Arbeit er verrichten musste.

In 2013 startete sein Enkel mit der Unterstützung der Arolsen Archives Nachforschungen über die Zeit seines Großvaters im Zweiten Weltkrieg. Die meisten Informationen konnten rekonstruiert werden. Für seine Familie war es bedrückend, aber auch interessant zu sehen, wie die Lebensumstände von Zwangsarbeitern wie ihm damals waren. Sie besuchten auch den Ort der früheren EIBIA in Benefeld und eine Häusersiedlung, die noch existiert. Erschreckend war es für sie als Menschen aus der heutigen Zeit nachzuvollziehen, welche große Maschinerie die Nazis in dieser Zeit aufgebaut hatten und wie das Leben so vieler Menschen in ganz Europa dadurch verändert wurde.

Nach dem Krieg wusste die Familie nur weniger Details der Geschichte von Gerard Dekker. Bekannt war ihr nur, dass es eine schwere Zeit für ihn als Zwangsarbeiter gewesen sein muss und er Schwierigkeiten hatte, gesund und zuversichtlich zu bleiben. Sie wussten auch, dass er an Typhus erkrankt war und von der EIBIA entlassen wurde, als er zu krank für die Arbeit war.  Dies geschah kurz vor Kriegsende im März 1945. Die Familie seines Bruders in Australien konnte kürzlich ergänzen, dass sich die Brüder getrennt voneinander über die damals bereits befreite niederländische Provinz Nord-Brabant zurück in die Heimat durchgeschlagen hatten. 

Er brauchte nach dem Krieg Jahre, um wieder zu Kräften zu kommen.  In der Familie erzählte man sich, wie er bereits nach einer Stunde Feldarbeit auf dem Bauernhof seiner Familie erschöpft war. Einige Stimmen sind auch überzeugt, dass seine Zeit in der EIBIA und die Infektion mit Typhus zu seinem frühen Tode führte. Auch wenn er nicht über seine Zeit in der EIBIA sprach, wollte er nie wieder in einer Fabrik arbeiten. In der Nachkriegszeit arbeitete er stattdessen als Fahrer und Verkäufer im Gemüsehandel seines Dorfes.

Mögen seine Anstrengungen und sein Leid während des Kriegs und danach und das Bedürfnis, seinen Lebenslauf nach so vielen Jahren zu dokumentieren, eine ständige Erinnerung daran sein, wie der Krieg Menschen und ihre Familien gefangen gehalten hat. Und wir müssen uns bewusst machen, dass Frieden in Europa nicht selbstverständlich ist. "

Gerard Dekker verstarb 1988 im Alter von 66 Jahren.
Sein Bruder Hendrik wanderte aus und wurde Farmer in Australien. Er starb im Jahr 2014 in Perth im Alter von 91 Jahren.

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