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Der "Gestiefelte Kater" war schuldig!

10/2025 - Viele der Märchen der Brüder Grimm haben mit Mühlen und Leuten von Mühlen zu tun. "Rumpelstilzchen" gehört dazu, "Die Bremer Stadtmusikanten" und auch "Der Gestiefelte Kater". Bei seiner FORUM-Führung durch die Cordinger Mühle machte Knecht Johann die Gäste auf eine ungesühnte Straftat in diesem Märchen aufmerksam: Der Kater hat den (angeblich bösen) Zauberer ermordet, und zwar nach allen juristischen Mordmerkmalen. Er hätte eigentlich in ein Tierheim gebracht, nach damaligen Recht vielleicht sogar eingeschläfert werden müssen.

Denn Sie erinnern sich: Um seinem Herrn das Vermögen zu beschaffen, mit dem der beim König prahlen und sich dessen Tochter erschleichen sollte, ging der "Gestiefelte Kater" zum reichsten Mann der Gegend. Nach Aussage des Beschuldigten war der ein angeblich böser Zauberer, unabhängige Quellen bestätigen das aber nicht.

Ob er so gut zaubern könnte, dass er sich auch in eine Maus verwandeln könne, fragte der Kater den sogenannten Zauberer, nachdem er sich dessen Vertrauen ergaunert hatte. Als dieser dem Wunsch des Katers nachkam, ermordete er die Maus und - wir hoffen, dass Sie gut sitzen - fraß den Getöteten auf! Anschließend übergab er das Vermögen des Mordopfers seinem Herrn, der dann auch tatsächlich die Prinzessin heiraten konnte.

Die Mordmerkmale der Heimtücke, der Habgier als Beweggrund, der Grausamkeit und der Verdeckung einer anderen Straftat (nämlich der Eheerschleichung seines Herrn) sind eindeutig. Die anschließende Störung der Totenruhe wäre sicherlich noch als besondere Schwere der Schuld gewertet worden. Aus der Sache hätte der Kater nicht herauskommen dürfen. Stattdessen wurde aus ihm nach bester Täter/Opfer-Umkehr ein Filmheld, der von allen für seine Cleverness bewundert wurde. Vom Schicksal des angeblichen Zauberers wird nur selten Notiz genommen.

Heinrich Westermann war der letzte Müller an der Cordinger Mühle in Benefeld. Auch er hatte eine Mühlenkatze (auf dem Foto zweite von links). Es ist nicht bekannt, ob sie ebenfalls eine brutale Killerin war wie der "Gestiefelte Kater". Eine nachträgliche Untersuchung wäre aber sicherlich ratsam - Mord verjährt nicht.