Geschichtsbuch und Visitenkarte der USA

10/2016 - Wer die USA als Tourist besucht, will wahrscheinlich zuerst New York sehen. Dahinter kommen als Reiseziele sicherlich San Francisco oder auch Los Angeles. Referent Torsten Kleiber empfahl beim FORUM-Weltreisevortrag über Washington D.C., auch die Hauptstadt in den Reiseplan aufzunehmen und sich dort Zeit zu nehmen. "Washington zeigt, wie die USA ihr Land Gästen präsentieren wollen, was ihnen wichtig ist und woran sie erinnern möchten." So sei Washington nicht nur eine angenehme Stadt, die verglichen mit New York beschaulich und frei von Hektik sei, sondern auch ein amerikanisches Geschichtsbuch. 

An Sehenswürdigkeiten steht Washington anderen Großstädten in nichts nach. Auf der National Mall reihen sich Denkmäler und Gedenkstätten, international bekannte Museen und politische Schaltzentralen mit Weltbedeutung wie auf einer Perlenkette durch die Stadt. "Die USA haben eine vergleichsweise kurze Historie. Sie hatte immer mit Washington zu tun und hat dort ihre Spuren hinterlassen", so der Referent. Ob Lincoln, Washington, Jefferson oder Martin Luther King, neben anderen gebe es für diese Persönlichkeiten Memorials, die an sie erinnerten. Die Gedenkstätten seien angeordnet und mit Symbolik ausgestattet, so dass es immer eine Geschichte hinter der Geschichte zu entdecken geben würde.

9 der 14 Smithsonian-Museen befänden sich außerdem in Washington und beherbergten eine Vielfalt von Ausstellungsstücken. Von der "Spirit of St. Louis", mit der zum ersten Mal der Atlantik überflogen wurde, bis zur Kommandokapsel der Apollo 11 fände man alles zum "Traum vom Fliegen" im "Air and Space"-Museum. Und mit Exponaten wie z.B. dem Zylinder von Abraham Lincoln oder den roten Schuhen von Judy Garland aus dem "Zauberer von Oz" ist auch im Museum für amerikanische Geschichte genug zu entdecken, was über die üblichen Darstellungen in Museen hinausgeht. Allein für die Museen müsse man sich einen Plan machen und Schwerpunkte setzen, so Kleiber.

Berühmt geworden sei die Stadt aber im wesentlichen durch das Weiße Haus, in dem eine der wichtigsten Personen der Welt ihren Arbeitsplatz habe. So sollte der FORUM-Abend über Washington auch eine Einstimmung auf die Präsidentschaftswahlen in den USA sein. "Ab dem nächsten Jahr wird es dann im Weißen Haus für mindestens vier Jahre neue Bewohner geben."

Ungewohnt für Deutsche, aber nicht untypisch für die USA generell sei der deutliche Patriotismus, der im Stadtbild immer wieder auffalle. "Gelegentlich mache es den Eindruck, als würde die Liebe zum eigenen Land den Blick verstellen auf die dunklen Episoden der eigenen Geschichte", resümierte Kleiber. Der Umgang mit Indianern, Schwarzen, der Sklaverei und der Rassentrennung sei in der öffentlichen Darstellung auffällig unkritisch. Nur nach und nach würde dieses Bild korrigiert werden, wie z.B. durch das Museum für Afro-Amerikanische Geschichte, das im September erst von Präsident Obama eröffnet wurde. Es habe aber offensichtlich bis in die jüngste Vergangenheit gedauert, bis man dieses Thema angegangen sei.

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