Der "orangene Lord" spaltet die Gesellschaft

07/2021 - Genau 245 Jahre nach der Trennung der damals jungen Vereinigten Staaten von Großbritannien ging es beim FORUM um die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in den USA. Der gebürtige Bomlitzer Martin Kleiber arbeitet und lebt mit seiner Familie seit vielen Jahren in der US-Hauptstadt Washington und berichtete am amerikanischen Unabhängigkeitstag wie bereits im letzten Jahr als "Insider". Gelegentlich machte er die Gäste damit nachdenklich, wenn sie Parallelen zu Deutschland erkannten.

Martin Kleiber und sein Namensvetter Torsten Kleiber vom FORUM hatten sich im letzten Jahr verabredet: Wenn Donald Trump die Präsidentschaftswahl verlieren sollte, würde man an der Cordinger Mühle einen "Bomlitzer Zwerg" darauf trinken. Und so prostete man sich vor dem Vortrag zu und vereinbarte, dem Expräsidenten keine weitere Bühne zu geben: Angelehnt an den Bösewicht bei "Harry Potter" wurde er nur der "orangene Lord" genannt, sofern die Rede doch wieder auf ihn fiel.

Denn wegzudenken sei er nicht, berichtete der Referent. Zu stark habe er eine Bewegung in Gang gesetzt, die eine tiefe Spaltung der USA verursacht hätte. Und die würde sich auswirken auf das tägliche Leben: Ob es um das Flaggehissen am Nationalfeiertag ginge, die Auswahl eines Campingplatzes oder das Fahren eines E-Autos, immer sei die Haltung dazu kompromisslos in Lager aufgeteilt, ohne Argumente auszutauschen. "So wird in der derzeitigen US-Gesellschaft Trennendes mehr in den Vordergrund gestellt als Verbindendes."

Die "Black Lives matter"-Proteste hätten z.B. erhebliche Veränderungen ermöglicht, im Gegenzug wäre aber gleichzeitig auch eine massive Gegenbewegung entstanden. "Diese Gegenbewegung vertieft die Spaltung: aktuell durch Änderungen im Wahlsystem und parallel zur bereits traditionellen Spaltung z.B. im Bildungs- und Schulsystem und bei den sozialen Chancen", so Kleiber.

In Deutschland hingegen habe man viele gute Voraussetzungen, um solche Entwicklungen zu verhindern. Schulen wie im Heidekreis z.B. würden in den USA viel Schulgeld kosten. In Deutschland seien diese kostenlosen Schulen nicht nur hochwertig, sondern auch gesellschaftlich wichtig. "Bereits hier geht es nicht nach Einkommen oder Status, sondern um gemeinsames Lernen ohne Trennungen. Das ist ein hohes Gut."

Auch die Debattenkultur in Deutschland hielt Martin Kleiber für erfreulich: "Sie haben auch hier in der Runde sicherlich nicht alle dieselbe Meinung, aber Sie tauschen sich aus und respektieren einander." Man möge das aber nicht als selbstverständlich ansehen, sonder müsse etwas für ihren Erhalt tun. "Jemand wie der 'orangene Lord' kann überall stark werden. Erhalten Sie sich also die Orte und die Gelegenheiten des gemeinsamen Austauschs. Das ist ein wichtig, um die Gesellschaft widerstandsfähig zu machen."

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