Gedichtete Verbrechen aus 120 Jahren

10/2022 - Ein Jammer wäre es, wenn diese alten, schwarzhumorigen und amüsanten Gedichte und Lieder über Mord und Totschlag nur noch in Archiven und Antiquariaten liegen würden. Das Duo "Lyrik & Musik" mit dem gebürtigen Bomlitzer Hans-W. Fechtel und Arndt Gutzeit aus Braunschweig erweckte sie beim FORUM wieder zum Leben: Sie sangen sie, trugen sie vor und unterlegten sie mit Musik, wenn sie dem Original verloren gegangen war. In ihrer Revue "Verbrecherisches in Liedern und Gedichten" schafften sie gute Unterhaltung und gleichzeitig einen geschichtlichen Einblick in den Umgang mit dem Verbrechen.

Denn der war vor hundert Jahren nicht einfach. Die Polizei stand dem Verbrechen ohne die Methoden und Taktiken von heute überwiegend hilflos gegenüber. Armut und Unterwelt waren weit entwickelt, und so war auch das Verbrechen an sich ein alltäglicher Begleiter, dem man schutzlos gegenüberstand. Erleichternd war es da, sich mit den beängstigenden Themen in kabarettistischen Texten und einem Augenzwinkern auszudrücken.

Im Programm hatten Fechtel und Gutzeit Bänkellieder, Balladen und Chansons bis hin zu Schlagern aus den 1960er Jahren. Natürlich waren die Moritat von Mackie Messer im Programm, genauso wie "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett", "Tom Dooley" oder "Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt Haarmann auch zu Dir" von Walter Kollo. Besonders interessant waren die weniger bekannten Texte von prominenten Autoren wie Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Joachim Ringelnatz oder auch Heinz Erhardt. Mit poetischem Geschick brachten diese Dichter makabre Inhalte kunstvoll und satirisch in Gedichte und Texte. Fechtel und Gutzeit trugen mit Leidenschaft vor, im Dialog und mit kleiner Schauspielerei und nutzten die Nähe zum Publikum, das an entsprechenden Stellen Freude am Mitsingen und -klatschen hatte.

Teilweise drastisch hätte man aus heutiger Sicht vor hundert Jahren Opfer wie Täter aus Verbrechen in Liedern und Gedichten untergebracht, so Fechtel abschließend. "Das darf aber nicht den Blick davon ablenken, dass die Realität damals und heute viel grausamer war und ist." Und auch heute unterhielten uns Autoren wie Sebastian Fitzek, Fernsehserien wie "Criminal Minds" oder "CSI" oder auch der sonntägliche "Tatort" noch genauso mit blutrünstigen Verbrechen, erläuterte er. Fechtel und Gutzeit hatten mit ihrer Revue dazu beigetragen, sich das Phänomen der "schaurigen Unterhaltung" bewusst zu machen und im Wandel der Zeit zu sehen.

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