Arno und Alice Schmidt zum Jahreswechsel

12/2024 - Vor 79 Jahren, am 29.12.1945, wurden Arno und Alice Schmidt auf dem Cordinger Mühlenhof eingewiesen, wo sie ein einzelnes Zimmer bewohnten. Zu diesem Jahrestag luden Kulturring Bad Fallingbostel und FORUM ein zur zehnten Lesung "Arno Schmidt les'n", bei der Wolfgang Brandes, Gabriele Piotraschke und Torsten Kleiber einen Eindruck vermittelten über die ärmlichen Verhältnisse, in denen das Ehepaar in Cordingen lebte. 

Fünf Jahre lang sollten sie bis zum 30. November 1950 hier leben. Es waren die entscheidenden Jahre im Leben des damals 31-jährigen Arno Schmidt, in denen er keinen „bürgerlichen“ Beruf mehr ausübte, sondern sich ganz der Schriftstellerei hingab. Es sollte allerdings bis September 1948 dauern, bevor Schmidt vom Rowohlt-Verlag für die Veröffentlichung des „Leviathan“ unter Vertrag genommen wurde und einen ersten Honorarvorschuss erhielt. Das gerade einmal 116 Seiten umfassende Bändchen enthielt neben der Titelerzählung auch noch „Gadir“ und „Enthymesis“, die bereits in vorherigen Lesungen vorgestellt wurden.

Damit fühlte sich Arno Schmidt offiziell in seinen „ureigenen Beruf“ als Schriftsteller erhoben. Wie sehr er dies als entscheidenden Einschnitt empfand, wird durch die Beauftragung seiner Frau Alice deutlich, fortan ein Tagebuch zu führen. Denn Schmidt, der zu dieser Zeit mit erheblichem Aufwand Fakten und Daten für eine Biographie des romantischen Dichters Friedrich de la Motte Fouqué zusammentrug, wollte es seinen späteren Biographen leichter machen. Beginnend mit dem 16. September 1948 trug Alice akribisch alles ein.

Anhand der leicht gekürzten Tagebuchauszüge vom Jahreswechsel 1948/49 und dem Jahresende 1950 vermittelten die Referenten einen Eindruck davon, wie die beiden den Jahreswechsel und Weihnachten begingen - obwohl sie sich als Atheisten verstanden, weshalb Alice auch stets den Ausdruck „Gott“ vermied und stattdessen „Jupiterseidank“ ausrief.

Im zweiten Teil las Wolfgang Brandes die Erzählung „Die Abenteuer der Sylvesternacht“, die Arno Schmidt 1963 in Bargfeld schrieb. Er hatte dazu und auch zu den Tagebucheinträgen im ersten Teil Fotodokumente zur Illustration zusammengetragen und damit die Handlung untermalt.

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