Lebhaftes Durcheinander beim "Akt mit Blume"

06/2015 - Theater hat einen Rahmen: Texte müssen gelernt, Kulissen gebaut, Kostüme geschneidert und Bühnentechnik installiert werden. Den besonderen Charme macht Theater aber erst aus, wenn es nicht "vom Band" kommt, sondern wenn die Schauspielerinnen und Schauspieler das Stück und die Figuren zum Leben erwecken, indem sie sich selbst einbringen. Die FORUM-Theatergruppe Lampenfieber schafft das immer wieder, und so ist die Boulevardkomödie im Mai/Juni-Programm immer gute und ausgelassene Unterhaltung. 

Walsroder Zeitung vom 09.06.2015: Akt mit Schwiegermonster. Theatergruppe Lampenfieber Bomlitz glänzt mit Boulevard-Theater.

„Das Leben ist wie ein Traum“ – mit diesem Lied beginnt das am Wochenende von der Theatergruppe Lampenfieber Bomlitz (Lafibo) in der Aula der Oberschule Bomlitz erstmals aufgeführte Theaterstück „Akt mit Blume“. Schnell stellt sich aber heraus, dass sich das Leben für Albert Berger, gespielt von Olaf Welke, durch das leibhaftige Schwiegermonster Bougainvillea Heppenstedt (Birgit Kempe) zu einem wahren Alptraum entwickelt, zumal er sich gegen seinen erklärten Willen zu einem Aktbildnis von der verführerischen Malerin Veronika (Monika Kleiber) überreden lässt.

Doch vorher muss von den Akteuren noch geklärt werden, was es mit dem stark nach Parfüm riechenden Brief von Transvestit Hilary Arendt (Ulrich Stampa) auf sich hat. Hilary kündigt darin seinen Besuch an. Alberts einfältiger Freund Wilfried Turner (Carsten Fulde) macht aus seiner Abneigung gegen das Schwiegermonster keinen Hehl und verteidigt Albert wacker mit bissigen Kommentaren.

Bougainvillea mischt sich währenddessen ständig in die Ehe ihrer gutmütigen Tochter Miriam (Petra Lühmann) ein. Diese steht zwischen den Stühlen und gibt ihrem Ehemann noch eine Chance, obwohl sie beinahe zusammen mit ihrer boshaften und egoistischen Mutter aus der Wohnung ausgezogen wäre. Ganz nebenbei erfährt der Zuschauer, dass Albert auch der Glöckner von Bomlitz ist und seine Aufgabe im Glockenturm, die nicht ganz ungefährlich ist, sehr ernst nimmt. Und dass Transvestit Hilary seinem Freund Albert beim Läuten der Glocken aushilft, obwohl er dabei die viel zu kurzen Sachen von Albert anziehen muss, während Albert Veronika nun Modell stehen kann. Pfarrer Elias Nolte (Joachim Resch) erinnert sich bei der Begegnung mit Malerin Veronika unweigerlich an eine katastrophale Begebenheit aus seiner Schulzeit, die ihn immer noch beschäftigt.

In der hanebüchenen Handlung des Theaterstückes von Norman Robbins werden wirklich alle Klischees bedient, die den Reiz eines unterhaltend und interessant gestalteten Boulevard-Theaters ausmachen. Die Theatergruppe Lafibo hat das Stück eingedeutscht und örtliche Bezüge einfließen lassen. Der erste Akt gestaltet sich allerdings etwas zäh und spröde, bevor das Theaterspiel an Fahrt aufnimmt. Doch dann kann man wilden Verfolgungsjagden beiwohnen, die über die Bühne hinaus stattfinden, bei ständig klappenden Türen und Versteckspiel unter dem Tisch.

Birgit Kempe, die seit elf Jahren in der Theatergruppe mitmischt, überzeugt in ihrer ersten Hauptrolle. Mit großer Gestik und Mimik nimmt man ihr das Schwiegermonster mit Hingabe sofort ab. Ein Garant für witziges Theater ist auch Olaf Welke, der seiner Figur Albert Berger sofort sympathische Eigenschaften überträgt. Carsten Fulde verleiht mit seiner ewig Pfeife rauchenden Figur Turner und seinem spröden Spiel die nötige Einfältigkeit. Petra Lühmann und Monika Kleiber spielen in ihren Rollen als Ehefrau und Malerin gefühlvoll und mit der nötigen Empathie. Joachim Resch hat als Pfarrer einen kurzen, aber überragenden Auftritt. Man nimmt ihm den altersweisen Pfarrer sofort ab. Die starke Gesichtszeichnung, die ihn älter machen soll, wäre dafür nicht einmal nötig gewesen.

Einen wirklich großen Auftritt hat Ulrich Stampa als Transvestit. In einem eigens von ihm für das Stück komponierten Lied singt er die „Hymne an unser Theater Lafibo“ mit Anlehnungen an das von Katja Ebstein bekannte Stück „Theater, Theater“ und wird dafür mit großem Applaus durch das Publikum belohnt.

Glückwunsch auch an Regisseurin Angela Kirchfeld, die noch am Sonnabend nach dem ausverkauften Theaterspiel vom Amateurtheaterverband Niedersachsen ausgezeichnet worden ist. Seit nunmehr 30 Jahren leitet sie die Theatergruppe Lampenfieber, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag feiert.

 

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