"Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!"

10/2017 - Über 100 Jahre lang war das Verhältnis von Deutschen und Franzosen maßgeblich von Neid, Missgunst und Feindschaft geprägt. Es wurden Kriege zwischen den Nachbarvölkern links und rechts des Rheins geführt, die unendliches Leid und Schrecken brachten, viel zu vielen sogar den Tod. In deutschen Landen wurden die Franzosen zu "Erzfeinden" erklärt. In der Bevölkerung machte sich eine Franzosenfeindlichkeit breit, die nicht selten in offenen Hass mündete. Sogar noch meine inzwischen 85-jährige Schwiegermutter hat früher oft verwundert gefragt, warum wir ausgerechnet nach Frankreich in den Urlaub fahren wollten.

Sie zitierte bei dieser Gelegenheit immer ihre eigene Mutter, die sich ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen niemals hätte vorstellen können.

Mein Großvater mütterlicherseits kämpfte im 1. Weltkrieg, der in Frankreich "La grande guerre" - der große Krieg - genannt wird, bei Metz gegen die Franzosen, zusammen mit dem Onkel seiner Frau. Er verkraftete diese Kriegserlebnisse nicht und wurde vorzeitig "fuß- und gemütskrank" aus der Armee entlassen. Vielleicht war dies sein Glück. Mein Vater war im 2. Weltkrieg am Überfall auf Frankreich beteiligt. Er marschierte als Nachrichtenoffizier über das Elsass, die Maginot-Linie und die Picardie bis in die Normandie ein und kam sogar bis Paris. - So viel Hass, so viel Feindschaft!

Es waren schließlich De Gaulle und Adenauer, die als Erste nach dem 2. Weltkrieg wieder die Versöhnung wagten. Dabei ist der Name De Gaulle auch noch untrennbar mit einer DS verbunden, in welcher er ein Attentat der OAS-Terroristen überlebte. 1963 wurde im Pariser Elysée-Palast der deutsch-französische Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Partnerschaften zwischen Städten und Kommunen beider Länder folgten, ebenso die Gründung des DFJW (Deutsch-Französisches Jugendwerk), das viele Schüler- und Jugendaustauschprojekte organisiert und unterstützt. 1991 wurde auch der deutsch-französische TV-Sender ARTE gegründet. Unvergessen ist auch dieses Bild von großer Symbolkraft: der erst kürzlich verstorbene, ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und Präsident François Mitterand Hand in Hand vor dem Beinhaus in Douaumont bei Verdun. Die Gedenkstätten in Verdun haben wir 2014 mit unserer Gruppe deutsch-französischer Citroen DS-Liebhaber besichtigt.

Nach dem Sieg Macrons bei den französischen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen gibt es auch aktuell wieder Hoffnung auf eine Stärkung des europäischen Gedankens und besonders des deutsch-französischen Verhältnisses.

Für mich persönlich besaßen Frankreich und die französische Sprache schon immer eine große Anziehungskraft. So lernte ich meine ersten Französischvokabeln während meiner Schulzeit auf dem Gymnasium im Rahmen einer freiwilligen AG, neben etwas Spanisch und Russisch und zusätzlich zu Englisch und Latein im Pflichtbereich. 1986 machte ich zusammen mit meiner Frau und unseren kleinen Kindern Urlaub in einem Familienferiendorf im Taunus. Dort trafen wir zum ersten Mal auf eine französische Familie aus der Normandie. Dieser Kontakt wurde ausgebaut und führte zu ersten Reisen nach Frankreich. Es folgten viele schöne Familienurlaube an die französischen Küsten: von der Bretagne, die ganze Atlantikküste herunter bis nach Biarritz, und schließlich auch ans Mittelmeer.

Auch in meinem Beruf als Grundschullehrer suchte ich den Kontakt zu französischen Schulen, was mir mit Hilfe des örtlichen "Comité de Jumelage" auch gelang. Ich organisierte sogar einige Male Schülerfahrten von Grundschülern nach Frankreich und entsprechende Gegenbesuche der Franzosen. Derzeit bestehen noch immer Emailkontakte zwischen deutschen und französischen Grundschülern. Im "Comité de Jumelage" bin ich seit vielen Jahren aktives Mitglied. Jährlich im Wechsel wird die jeweilige Partnergemeinde mit einer Delegation besucht.

Neben der französischen Sprache mit ihrer sanften Sprachmelodie, mochte ich auch französische Autos. Ich liebte die weichen Sitze und den Komfort der Federung. Außerdem war ihre Ausstattung sehr umfangreich, im Vergleich zu den eher spartanisch ausgestatteten, hart gefederten deutschen Modellen. Meine erste DS bekam ich 1978 geschenkt, eine "DS 21 Confort" ohne TÜV. Ich war begeistert und vom DS-Virus infiziert. Bis heute bin ich französischen Automodellen treu geblieben. Nachdem ich 2005 wieder eine "Göttin" erworben hatte, habe ich mich auch in einem französischen Citroën-Forum (AutodeJavel.fr) angemeldet und dort viele neue Freunde gefunden.

Ich weiß, dass es eine ständige Herausforderung ist die deutsch-französische Freundschaft am Leben zu erhalten. Es bedarf eines langen Atems und hohen Einsatzes auf beiden Seiten. Gern werde ich auch weiterhin meinen Teil zum Gelingen dieses tollen Projekts beitragen.

Es lebe die deutsch-französische Freundschaft - Vive l'amitié franco-allemande!

Johannes Liedtke
Hodenhagen

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