Valentin Fernandez

sdruccioli giuseppeHerkunft
Segovia, Nähe Madrid
Spanien

Geburtsjahr
1905

In der EIBIA
freiwilliger Arbeiter
1937 bis 09/1943

kehrte bei einem Heimaturlaub nicht zur EIBIA zurück

 

 

 

 

 

Quelle: Mail von Maria Dolores Sanchez über ihren Großvater vom 02.08.2021

"Mein Großvater mütterlicherseits Valentín Fernández wurde im November 1905 in Segovia geboren, einer Provinz in der Nähe von Madrid. Seine traditionelle Familie stammte aus der Hauptstadt, er hatte vier Brüder. Sein Vater starb, als er sehr jung war, und so begann er zu arbeiten, um der Familie zu helfen. Obwohl er wenig Zeit für Studien hatte, war er ein Mann von großer Kultur und Intelligenz und liebte Bücher.

Mein Großvater Valentin war Bankangestellter und wurde nach Valencia versetzt. Dort heirateten er und meine Großmutter Maria Dolores. Als erstes Kind wurde meine Mutter geboren. 

1937 wütete der Spanische Bürgerkrieg bereits ein Jahr, und mein Großvater entschied sich, mit seiner Familie vor dem Krieg zu fliehen und nach Paris zu gehen. Viele andere Möglichkeiten gab es nicht, und man befürchtete, dass Krieg auch in das restliche Europa kommen würde. Daher kehrten meine Mutter und Großmutter zurück nach Spanien, während mein Großvater eine Chance auf Arbeit in Deutschland sah. Dort suchte man Arbeitskräfte, und er hoffte, Geld nach Hause senden zu können.

Als der Zweite Weltkrieg begann, war der Spanische Bürgerkrieg gerade beendet. Es war sehr schwierig, den Kontakt zur Famile zu halten, und konnte das nur mit Briefen und Fotos machen.

Mein Großvater erzählte später, dass er bei der EIBIA in Holzbaracken lebte und in einem Bunker im Wald arbeitete. Im Winter habe es viel Schnee gegeben. Es gab viele Arbeiter wie ihn aus ganz Europa, viele waren aus Frankreich und Belgien, es gab auch italienische Kriegsgefangene und russische Frauen, mit denen er oft heimlich seine Milchration teilte, die er als freier Arbeiter bekam.

Sie machten oft Luftschutzübungen, wurden aber nicht bombardiert, weil der gesamte Komplex im Wald versteckt war und auch unterirdische Bunker hatte. Die Gebäude hatten gewellte Dächer mit Tarnbewuchs, so dass Flugzeuge die Fabrik nicht sehen konnten. Zu seinen Aufgaben gehörte die Überwachung von Temperatur und Druck bei Anlagen. Immer wieder wurde ihm gesagt, dass dies sehr wichtg sei, so dass er es sehr sorgfältig machte.

Seine Post und seine Fotos, die er von der Familie erhielt, wurden von der Gestapo geprüft, die alles überwachte. Bei einer Gelegenheit rief ihn die Gestapo, und er war besorgt. Ein Freund in Madrid hatte mit Bleistift eine Portraitzeichnung meiner Mutter als Kind gemacht. Die Gestapo erzählte ihm, dass sie das Bild geröntgt, aber nichts gefunden hätten. Von dem Bild bekam er Heimweh, es brachte ihn schließlich zurück nach Spanien und hängt heute in meinem Elternhaus.

Er erzählte auch, dass ihm an einem anderen Tag eine Gruppe von Männern begegnet sei, die eine Gruppe von Soldaten erschießen sollten. Mein Großvater habe einem der Italiener, die getötet werden sollten, eine Zigarette gegeben. Daraufhin habe ihn nach seinen Angaben ein Mitglied der Hitlerjugend eine harte Ohrfeige gegeben. Mein Großvater musste sich zusammenreißen nicht zurückzuschlagen, weil das mit Sicherheit ernste Konsequenzen nach sich gezogen hätte.

1943 gab es die ersten Nachrichten, dass die sowjetische Armee auf dem Vormarsch sei. Mein Großvater beantragte 15 Tage Heimaturlaub in Spanien, der genehmigt wurde. Die Zugreise nach Hause muss lang und während der Kriegszeit gefährlich gewesen sein. Zwei seiner besten Freunde gingen an die Grenze in den Pyrenäen, holten ihn ab und begleiteten ihn auf dem letzten Teil seiner Heimreise. Zuhause entschied er, nicht zurück nach Deutschland zu gehen, weil er bei den Kriegsbedingungen sein Leben in Gefahr sah.

In den 1970er Jahren erinnerte sich mein Großvater an einen alten belgischen Freund aus der EIBIA, der ihn in Madrid besuchte. Sie tranken gemeinsam Kaffee und erzählten alte Geschichten aus ihrer EIBIA-Zeit.

Mein Großvater starb im November 1980 im Alter von 75 Jahren."

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