Malerin aus Walsrode mit Museum in Bremen

01/2023 - Wenn sich junge Frauen im 19. Jahrhundert nicht an ihre gesellschaftlichen Grenzen halten wollten, hatten sie wenig Möglichkeiten. Die gebürtige Walsroderin Hermine Overbeck-Rohte war so eine junge Frau, fand aber einen Weg, ihre Leidenschaft für die Malerei zu leben und trotzdem für die Familie da zu sein. Dr. Katja Pourshirazi, Leiterin des Overbeck-Museums in Bremen, stellte beim FORUM Leben und Werk dieser besonderen Künstlerin vor.

Eine wichtige Malerin, eine schöne, aber tragische Liebesgeschichte, ein wertvoller und umfangreicher Briefwechsel, eine große künstlerische Lebensleistung und immer wieder Kreativität. Das Leben von Hermine Overbeck-Rohte ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Dr. Pourshirazi referierte neunzig Minuten, und die zahlreichen Gäste hätten noch ewig zuhören können, so interessant war die Person, die da mit Respekt und Sachkunde unterhaltsam beschrieben wurde.

Hermine Rohte wurde 1869 in Walsrode als Tochter eines Lederwarenfabrikanten geboren und wollte schon früh Malerei studieren. Das ziemte sich aber nicht für eine Tochter aus besserem Hause, und so erlaubte man ihr nur eine Ausbildungen zur Krankenschwester. Beharrlich blieb sie bei ihrem Vorhaben, ging ohne Unterstützung nach München und lernte mit Fritz Overbeck nicht nur ihren Mallehrer, sondern auch die Liebe ihres Lebens kennen. Gemeinsam gehörten sie zu den Gründungskünstlerinnen und -künstlern der Worpsweder Malerkommune.

Weil sie als Frau ihren Lehrer und Mann nicht hätte kritisieren dürfen, kreierte sie sich selbst als "Hermann" und schrieb ihrem Mann in Briefen selbstbewusst, aber dennoch liebevoll, was sie an seinen Bildern gelegentlich für verbesserungswürdig hielt. Fritz wiederum nahm die Kritik ernst und gab Hermann (und damit seiner Frau) in seinen Antworten regelmäßig recht und lobte seinen Kunstverstand.

Hermine malte in ihrem eigenen heimischen Atelier, trat aber nicht als Malerin öffentlich in Erscheinung. Die Anerkennung wäre auch nicht ihre Triebfeder gewesen, mehr die Liebe zu Licht und Schatten, zur Farbigkeit und zum Motiv. Das harmonische Leben des Malerehepaars, das mittlerweile zwei Kinder hatte, drehte sich aber ins Tragische, als sie an Lungentuberkulose erkrankte. Ihre Genesungsreise nach Davos verlief wenig erfolgreich, und drei Tage nach der Rückkehr aus Davos im Jahr 1909 verstarb Fritz Overbeck an einem Gehirnschlag. Allein und eingeschränkt durch die Nachwirkungen der Krankheit brachte Hermine Overbeck-Rohte die Familie auch durch wirtschaftlich schwierige Zeiten. Den einfacheren Weg, nämlich die Gemälde ihre Mannes oder ihre eigenen zu Geld zu machen, ging sie dabei nicht. 

Hermine Overbeck-Rohte verstarb 1937 im Alter von 68 Jahren. Ihre Spuren sind in Walsrode verblasst, lohnen sich aber, präsentiert zu werden. Darauf haben sich der Verein der GästeführerInnen, das Heidemuseum und das FORUM verständigt. Man wird also in Zukunft mehr von dieser wichtigen Tochter der Stadt erfahren, nach der im Herbst auch eine Straße in einem Walsroder Wohngebiet benannt werden wird. Aktuell besteht eine Ausstellung im Walsroder Heidemuseum über die Malerin und ihr Leben. Und am 16.09.2023 bietet das FORUM eine Busfahrt ins Overbeck-Museum und zum Grab des Künstlerehepaars an.

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