Antisemitismus hatte Tradition

10/2022 - Stadtarchivar Thorsten Neubert-Preine verwaltet auch Archivalien, bei denen man sich wünschte, dass es sie nie gegeben hätte. Bei seiner FORUM-Führung "Jüdisches Leben in Walsrode" berichtete er den Teilnehmenden auch vom "Antisemitismus-Verein", der um 1890 in Walsrode gegründet wurde. In dieser Gesellschaft wurden wie selbstverständlich antisemitische Behauptungen nicht nur proklamiert, sondern auch wie ein realpolitisches Thema diskutiert. Aus dieser Zeit stammt auch der Walsroder "Antisemitismus-Krug", der eigens für diese Runde angefertigt wurde.

Die Mitglieder dieses Vereins hielten ihre Haltung für so selbstverständlich, dass sie auch keine Skrupel hatten, Mitglieder der jüdischen Gemeinde zur Diskussion einzuladen. Der Verein trat nach wenigen Jahren nicht mehr weiter in Erscheinung, als bereits Parteien offen Antisemitismus in ihren Programmen vertraten.

Der Krug ist eines von wenigen Relikten des Vereins. Er zeigt allerlei zynische Verunglimpfungen, stellt Jüdinnen und Juden mit großen Hakennasen dar und "schmückt" das ganze mit antisemitischen Spruchbändern. Möglicherweise wurde aus ihm gemeinschaftlich getrunken, oder vielleicht hatte auch jedes Mitglied einen dieser Krüge.

Heute ist das Gefäß eine Rarität unter Historikern, damals allerdings waren "Antisemitismus-Vereine" keine Seltenheit. Sie entsprachen in manchen gesellschaftlichen Gruppen dem Zeitgeist, so auch in Walsrode. Heute bleibt der Krug im Archiv unter Verschluss und wird nur für lokalhistorische Themen zur Anschauung herangezogen.

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