"Frauen im Fokus" auch in Benefeld

05/2022 - In den letzten zweihundert Jahren gab es gerade für Frauen immer wieder besondere Herausforderungen, Belastungen und Risiken. Das FORUM hat aus den lokalgeschichtlichen Untersuchungen Biogramme von acht Frauen zusammengestellt, die in Benefeld mindestens einen Teil ihres Lebens verbrachten. Zusammen mit den Organisatorinnen des Programms "Frauen im Fokus" stellte Torsten Kleiber vom FORUM die Lebensläufe stellvertretend für viele andere Frauen ihrer Zeit  an Originalschauplätzen vor.

Es sind fast keine Prominenten unter den Personen, deren Lebensorte besucht wurden. "Die beschriebenen Persönlichkeiten könnten bei manchen die eigenen Mütter, Groß- oder Urgroßmütter sein, manchmal sogar die Töchter", erklärt Kleiber. Die damaligen Lebensbedingungen seien für die Gäste aus den eigenen Familienerzählungen häufig nicht unbekannt. Gerade auf diese Weise sei man schnell vertraut mit den historischen Personen trotz der verschiedenen Epochen, aus denen sie stammen. 

Die Frauen der acht Stationen auf dem Rundgang haben deutlich unterschiedliche Schicksale. Zu ihnen gehören z.B. Gutsfrauen aus dem 19. Jahrhundert, eine Kriegswitwe, die allein mit sechs Kindern über die Runden kommen musste, eine Kunstlehrerin, die unerfahren und ohne ihren Mann im Krieg Leitung und Verantwortung für den gemeinsamen Vollhof übernahm, oder auch KZ-Häftlinge aus Auschwitz, die sich nach sechzig Jahren noch an ihren Lageraufenthalt in Benefeld erinnerten. Trotz der Unterschiedlichkeit eint die Frauen ein bemerkenswertes Durchhaltevermögen, ihr Leben gegen Widerstände, Gefahren und Rückschläge weiter vorwärts zu leben. 

Die Fülle der Beispiele zeige, wie Benefeld im Kleinen gesellschaftliche Phänomene in der Geschichte habe, die man im Großen genauso wiedererkennen könne. So findet man auch Beispiele für Gewalt gegen Frauen, die in der heutigen Zeit noch sehr ähnlich wiederzufinden wären. Traurige Episode ist dafür der Fall einer Magd vom Mühlenhof in den 1930er Jahren, die ungewollt schwanger und dafür vom Vater des Kindes ermordet wurde. "Wir können zeigen, wo diese Menschen wohnten, zur Schule gingen oder arbeiteten. Das zieht die Opfer aus der Statistik und gibt ihnen wieder ein Gesicht."

"Es war ein bewegender Nachmittag,  und es ist für uns eine wertvolle Arbeit, die hier vorgestellt wird", sagten Cristine Idrizaj von der Walsroder Sozialarbeit und Priska Wethkamp als Walsroder Gleichstellungsbeauftragte. Eine lebendige und anschauliche Erinnerungskultur unterstütze nicht nur das Andenken an die früheren Generationen. Es würde gleichzeitig daran erinnern, was Frauen in den vergangenen Generationen unter widrigen Bedingungen leisteten und ertrugen, aber vor allem auch überstanden und meisterten. Sicherlich seien die Personen der "Benefelder Frauenorte" keine Heldinnen, aber ganz bestimmt Vorbilder.

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