Das letzte Original war schon immer friedlich

05/2021 - Nach der Befreiung 1945 wurden die Produktionsanlagen der EIBIA von den Briten demontiert und die meisten der mehr als 300 Gebäude bis 1950 gesprengt. Zu den Gebäuden, die erhalten blieben, gehört die Filterstation bei den Benefelder Hügelgräbern. Hier hat eine von den wenigen "friedlichen" EIBIA-Produktionsanlagen die Zeit überdauert: Die Filterstation versorgte die Pulverfabrik mit Trinkwasser und bis 1998 auch Benefeld.

Die EIBIA war die größte Pulverfabrik im Dritten Reich. 20 bis 25 % des Pulvers, das die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg für Granaten, Patronen, Torpedos oder Bomben verbrauchte, stammte aus der EIBIA mit seinen drei Standorten Bomlitz, Liebenau und Dörverden. Natürlich gab es auf dem Gelände auch neutrale Gebäude wie Werkstätten, Lagerräume und Aufenthaltsgebäude, die nicht ausschließlich "Kriegswichtiges" herstellten. Die Briten verschonten bei den Sprengungen viele von diesen Gebäuden. Der Pulverproduktion in Bomlitz setzten sie hingegen mit der Sprengung der Produktionsgebäude und unterirdischen Anlagen ein für allemal ein Ende.

Die Filterstation mit ihrem Wasserwerk gehörte zu den neutralen Gebäuden und überdauerte die Zeit. Die Pumpanlagen und Wassercontainer stammen noch aus der Kriegszeit, wurden anschließend zivil genutzt und sind nun seit fast 25 Jahren nicht mehr in Betrieb. Sie sind in Bomlitz die einzigen Produktionsanlagen, die noch als Relikte aus der EIBIA stammen.

Allerdings werden diese Relikte bedroht. Schmierereien von irgendwelchen Klappsköppen, die mit ihren Hormonen oder ihrer Energie nicht zurechtkommen, verunstalten regelmäßig die Gebäude. Und Leute, die nach Spannung, Wertvollem oder Spaß am Zerstören suchen, brechen die aufwendig verschlossenen Eingänge auf. Die sind verschlossen, um zu schützen: Sie schützen nicht etwas, das in den Gebäuden ist, sondern die Leute vor sich selbst, die sich  aus Leichtsinn verletzen und an manchen Stellen auch in Lebensgefahr bringen könnten - ohne am Ende Spannung, Wertvolles oder Spaß zu finden.

Sollte das nicht aufhören, verursachen diese Leute, dass die Gebäude aus Sicherheitsgründen für immer verschlossen oder zugeschüttet werden müssen. Dann hat niemand mehr etwas von der greifbaren Geschichte und den wichtigen Erinnerungsorten in der schönen Natur. Um das zu verhindern, muss auch die stille Akzeptanz der Leute aufhören, die von solchen "Heldentaten" beiläufig hören. Zu oft wird "Wir waren letztens in der EIBIA und haben ..." beantwortet mit einem anerkennenden (!) und scheinbar empörten "Aber das darf man doch nicht!". In Wirklichkeit muss es bei solchen Erzählungen einen Hinweis an die Polizei geben. Leider.

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