Benefelder "Frauenorte" mit Führung eingeweiht

05/2021 - In Niedersachsen gibt es seit 2008 die Initiative "frauenORTE", bei der in Orten bedeutende Frauenpersönlichkeiten vorgestellt werden. In Benefeld gibt es zwar keine überregionale Prominenz, trotzdem hat das FORUM eine Führung zu Orten zusammengestellt, an denen die Biographien von bemerkenswerten Frauen präsentiert werden. Dazu gehören unter anderem Dorothea Heino, Gutsbesitzerin im 19. Jahrhundert, Alice Schmidt und die polnischen Jüdinnen Tema Gutwaks und Regina Gutman. 

Vielleicht sind die sechs Frauen, die in Benefeld z.B. an der Waldorfschule, dem Sportplatz oder der Cordinger Mühle vorgestellt werden, keine "Heldinnen" im engeren Sinn. Besonderes geleistet, ertragen, überstanden, gemeistert und überlebt haben sie in ihrem Leben dennoch. Sie mussten mit den Weltkriegen umgehen, mit Hunger, Armut und Gewalt, und manchen von ihnen standen auch die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse ihrer Zeit im Weg. 

Ein Beispiel dieser Persönlichkeiten auf der "Frauenorte"-Route ist die studierte Kunstlehrerin Anna Kannengießer. Ihr Verlobter Willi Kannengießer kaufte zwei Wochen vor Beginn des Ersten Weltkriegs den Cordinger Mühlenhof und wurde direkt danach an die Front einberufen. Als Willi schwer verwundet auf Genesungsurlaub nach Hause kam, heirateten die beiden, und Anna zog auf den Mühlenhof. Willi musste schließlich zurück an die Front, und Anna musste ohne Erfahrungen das Gut verwalten.
Wenig später kam ihre erste Tochter auf die Welt. Anna Kannengießer musste sich nun um den Hof kümmern und um ihre Tochter. Und zusätzlich war sie im Ungewissen, ob ihr Mann unversehrt und vor allem lebendig zurückkehren würde.
Es folgten nach Kriegsende drei weitere Töchter, eine schöne, aber arbeitsreiche Zeit auf dem Mühlenhof und ein Neuanfang in Diepholz, als sie wegen des Baus der EIBIA den Hof verkaufen mussten. 22 Jahre nach ihrem Mann Willi starb sie schließlich im Jahr 1976 im Alter von 85 Jahren im Kreis einer großen Familie und nach einem erfüllten Leben.

Jede der Frauen wird bei der Führung ausführlich nach der Quellenlage vorgestellt, die dem FORUM vorliegen. "Wir erinnern an diese starken Frauen, die alle einen Teil ihres Lebens in Benefeld verbracht haben, weil sie mit ihren Lebensgeschichten Vorbilder sind und Mut machen", erläutert Torsten Kleiber vom FORUM. "Ihre Geschichte soll erzählt werden, damit sie auf eine besondere Weise lebendig bleiben."

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