Mehl war (und ist) das wichtigste Lebensmittel

04/2021 - Ein Kilogramm weißes Mehl kostet heutzutage im Angebot gerade einmal 0,55 EUR, gelegentlich sogar weniger. Verglichen mit der Arbeit, die vor 100 Jahren bei Bauern und Müllern in der Herstellung des wichtigsten Lebensmittels lag, ist dieser heutige Preis belanglos. In der Cordinger Mühle zeigte das FORUM bei der letzten Führung, was damals getan werden musste, um aus dem angelieferten Getreide Mehl werden zu lassen.

Grob geschätzt haben mit früherer Technik und dem Getreide von damals nur 20 % des heutigen Ertrags pro Hektar erreicht werden können. Die Ähren der Getreidepflanze waren kleiner, und alle Arbeitsgänge der Ernte waren manuell: Zu mähen mit der Sense, zu Garben zu bündeln, zu transportieren und schließlich das Korn auszudreschen mit dem Dreschflegel, waren durchweg tagelange personalintensive Arbeiten. Bereits seit Jahrzehnten machen moderne Mähdrescher alle diese Tätigkeiten automatisch und in wenigen Stunden.

Auch das heutige industrielle Mahlwesen hätte für die Menschen um 1900 wie Zauberei gewirkt. Wenn in der Cordinger Mühle die Reinigungsautomaten und das Sieben (Sichten) von früher vorgestellt werden, sind die entsprechenden Arbeitsgänge heute elektronisch und mit optischen Geräten unterstützt. Gestartet wird in der Cordinger Mühle mit dem "Aspirateur", in dem das Mahlgut mit einem Magneten von Metallbestandteilen, mit Sieben von groben und feinen Verunreinigungen und mit einer Art Ventilator von der Spreu getrennt wird. In dem anschließenden "Trieur" werden die runden Wildkrautsamen von den länglichen Getreidekörnern abgeschieden, bevor an dem Getreide in der Schälmaschine der kleine ölige Keim abgeschlagen wird. Die moderne Technik übernimmt diese Tätigkeiten in rasanter Geschwindigkeit.

"Ohne Kühlschrank war Mehl im 19. Jahrhundert und früher eines von wenigen Lebensmitteln, die einigermaßen haltbar waren", erläutert Torsten Kleiber vom FORUM. In damaligen Zeiten hätte ein Kilogramm Mehl wahrscheinlich das Zehnfache vom heutigen Preis gekostet. "Die Menschen mussten viel für ihr 'tägliches Brot' arbeiten, dennoch war ihr Ertrag kleiner. Das sollte heute Anlass sein für Respekt gegenüber den historischen Generationen und Dankbarkeit und Demut dafür, dass die modernen Menschen in der heutigen Zeit alles bequem im Supermarkt beschaffen können."

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