23.09.2021 Arno Schmidt les'n - "Leviathan"

schmidt an haustr querDonnerstag - 19.00 Uhr - Dorfgemeinschaftshaus Bomlitz (August-Wolff-Straße 3)

Stadtbücherei Bad Fallingbostel und FORUM stellen die Werke von Arno Schmidt vor, die in seiner Benefelder Zeit entstanden oder von der Region handeln. Dr. Wolfgang Brandes und Torsten Kleiber präsentieren im fünften Teil Arno Schmidts Erstlingswerk "Leviathan oder Die beste der Welten", das 1946 auf dem Mühlenhof entstand. Eine gute Einstiegsgelegenheit, diesen wichtigen Autoren kennenzulernen. Der Eintritt ist frei, alle Interessierten sind herzlich willkommen. Für den Zutritt ist ein geimpft-, genesen- oder getestet-Nachweis nötig.

 In der Nacht vom 15. auf den 16. August 1946 kommt Arno Schmidt in einem Traum der Einfall zu einer Erzählung. Sie wird unter dem Titel "Leviathan oder Die beste der Welten" vom 3. bis zum 22. Oktober 1946 auf dem Cordinger Mühlenhof auf Telegrammformularen britischer Dienststellen niedergeschrieben, aber erst drei Jahre später in Arno Schmidts erstem Büchlein veröffentlicht, dem sie auch den Titel gibt.

Hatte Arno Schmidt seine Erzählungen zunächst nur für seine Frau Alice geschrieben und mit romantischen Zügen ausgestattet und dann im Februar 1946 seinen ebenfalls in den Leviathan-Band aufgenommenen Text "Enthymesis oder W.I.E.H." in die Antike verlegt, so verortet er den "Leviathan" in der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Wie schon in "Pharos" und in "Enthymesis" zuvor, nutzt Schmidt im "Leviathan" wieder die Tagebuchform: In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 trifft eine Schar Verlorener zusammen. Darunter ist auch Anne Wolf, in die sich der Tagebuchschreiber genauso verliebt hatte (ohne ihr ein Wort davon zu sagen) wie Arno Schmidt in Hanne Wulff, die seinerzeit ebenfalls das Görlitzer Lyzeum besuchte. Schauplatz is ein Güterwagon, der am Schluss der Katastrophe auf einer zerstörten Brücke hängenbleibt, so dass die Insassen dem Tod geweiht sind.

Neben der vehement betriebenen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Militarismus durchziehen die Tagbucheintragungen auch kosmologische Überlegungen. Angeregt wurde Schmidt dazu von Edgar Allan Poe, dessen Erzählung "Der Untergang des Hauses Usher" von ihm im September 1946 übersetzt worden war.

Für den "Leviathan" greift Schmidt insbesondere auf Poes "Eureka. An Essay on the Material and Spiritual Universe" zurück. Er entwirft die Vorstellung eines vieldimensionalen Universums und verneint das Wirken eines guten Gottes. Weltbeherrschend ist eine vom Leviathan verkörperte böswillige Chaosmacht.

Wie der "Leviathan"-Band im Allgemeinen und die Titelerzählung im Besonderen gelesen werden sollten, erläuterte Arno Schmidt in einer "Leseanweisung" vom 21. Oktober 1950 seinem Cordingen-Benefelder Nachbarn Walther Sprenkmann, der bei ihm ein Exemplar kaufte. Sprenkmann wurde damit der Zugang zu jenem Text erleichtert, der Arno Schmidt zum literarischen Durchbruch verhalf und ihm den großen Preis der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur eintrug. "Ein wirklicher Dichter", befand Hermann Hesse.

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