Dostojewskij verarbeitete Inhalte aus seinem Leben

02/2018 - Fjodor Dostojewskij gehört zu den großen Autoren der Weltliteratur. "Schuld und Sühne", "Die Brüder Karamasow", "Der Idiot" oder "Der Spieler" sind wohl die bekanntesten seiner Romane. Im Literatur-FORUM erläuterte Genia Stammen von der Deutsch-russischen Gesellschaft Leben und Werk des russischen Schriftstellers. Um ein Gefühl für den Stil und die Sprache Dostojewskij zu bekommen, las Sie aus seinem Erstlingsroman "Arme Leute" vor. In diesem Briefroman hatte er Eindrücke aus seiner Zeit untergebracht und verarbeitet und erntete große und positive Resonanz darauf.

Auch unabhängig von dem Umstand, dass man nur eine Übersetzung aus dem russischen Original habe, sei Dostojewskij nicht einfach zu lesen, erläuterte die Referentin. Aber seine Werke seien bedeutend. Zum Warmlesen empfehle sie "Arme Leute", in dem wunderbar zu erkennen sei, wie der Autor sich in die Protagonisten hineinfühle und ihre Charaktere einnehmen würde. "Dostojewskij gehört ähnlich wie Tschechov zu denen, die die gesellschaftlichen Missstände in Russland sahen und mit ihren Romanen zum Thema machten und damit offen kritisierten."

Sie seien beide aus einer Zeit gekommen, in dem die soziale Frage immer mehr in den Vordergrund rückte und es auch für beide Konsequenzen hatte: Dostojewskijs Nähe zu revolutionären Ideen, die Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa immer mehr Raum einnahmen, führte zu seiner Verhaftung. Nach einer Scheinhinrichtung wurde er zur Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt. In seiner späteren Prosa "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus" berichtete er von seinen Erlebnissen in der Zwangsarbeit ähnlich wie später Tschechov von seiner Reise auf die Gefangeneninsel Sachalin schrieb. Vorher wurden die Zustände in der Öffentlichkeit nicht thematisiert.

Vor allem waren Dostojewskijs psychologisch tiefe Beschreibungen seiner Figuren brillant. Raskolnikov aus "Schuld und Sühne", Dmitri und Iwan Karamasow oder auch "Der Spieler" Aleksej wurden Vorlagen für spätere Autoren. Sein Einfluss auf die Literatur und die nachfolgenden Schriftsteller war immens. Nietzsche, Hermann Hesse, Kafka oder James Joyce z.B. verehrten ihn, auch Siegmund Freud konnte Dostojewskijs Werk für seine spätere Psychoanalyse nutzen.

In St. Petersburg ist sein letzter Wohnort zu besichtigen. Als er 1881 im Alter von 59 Jahren starb, nahmen Zehntausende an der Trauerfeier teil. Sein Grab befindet sich auf dem Tichwiner Künstler-Friedhof in St. Petersburg.

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